Durch eisige Kälte marschieren, zwischendurch ein Heißgetränk zu sich nehmen, Spielchen spielen, dann in einer Gaststätte ein deftiges Kohl-Büfett genießen und im Anschluss bis Mitternacht tanzen: So sehen Kohltouren aus. Normalerweise. Wären da nicht die Corona-Situation und das weithin geltende Kontaktverbot. Dass diese Lage Kohltouren zwar schwierig, aber nicht unmöglich macht, beweist der Automobil- und Motorsportclub (AMC) Asendorf. Er hat am Wochenende und zur 1. AMC Solo-Kohltour eingeladen.
Dabei marschierte jeder Haushalt für sich und bestenfalls mit einer weiteren Person im Schlepptau – ganz corona-konform eben. In Martfeld gingen zwei Teams an den Start, in Kleinenborstel ebenfalls. In Hustedt lief eine Gruppe. Weitere Teams waren in Stuhr, Nienburg und Eilvese in der Nähe von Neustadt am Rübenberge unterwegs. Miteinander verbunden waren alle über eine Whats-App-Gruppe, in der Niclaas Suling, der zweite Vorsitzende des AMC Asendorf, seine Partnerin Isolde die Mannschaften stets mit neuen Aufgaben versorgten. Die Idee dazu hatte der 40-Jährige an Weihnachten – und machte sich zusammen mit seiner Freundin an die Umsetzung. Ein Konzept, das bei allen Beteiligten bestens ankam.
Hier ein Erfahrungsbericht:
Um 15 Uhr geht es bei bestem Sonnenschein und zweistelligen Minusgeraden los – perfektes Kohltour-Wetter eben. Der Startschuss erfolgt diesmal vor der eigenen Haustür. Der Bollerwagen ist mit Getränken und Verpflegung gepackt. Außerdem haben wir auf Geheiß der Organisatoren Teebeutel und Zeitungsseiten eingesteckt. Die Route müssen wir uns diesmal selbst einfallen lassen. Derweil bimmelt ständig das Handy: Alle Gruppen schicken Bilder von sich.
Niclaas und Isolde versorgen uns mit der ersten Aufgabe: Wir sollen uns bis zum Ende der Wanderung einen Reim überlegen, in dem die Begriffe AMC und Kohltour vorkommen. Okay, das kann noch einen Augenblick warten. Einige Minuten und wenige Hundert Meter weiter dann die nächste Herausforderung: „Trampelt irgendwo auf einem idyllischen Stück Schnee die Buchstaben ‚AMC‘ in den Schnee und macht ein besonders schönes Foto.“ Gesagt, getan.
Wir setzen unseren Marsch fort und erhalten die Aufgabe, das Alter aller Vorstandsmitglieder zusammenzurechnen und in Tagen, Wochen oder Minuten zu beziffern. Dankenswerterweise gibt das Organisations-Duo fünf mögliche Antworten vor. Wir entscheiden uns für die Falsche.
Das Handy meldet sich wieder. Jetzt sollen wir aus den Zeitungsseiten Malerhüte basteln und Bilder von dem Ergebnis in die Whats-App-Gruppe schicken. Wenigstens das kriegen wir hin. Man kann sich aber auch einfach eine Zeitungsseite über den Kopf legen, wie das andere aus der Gruppe machen. Das Schöne: Alle ziehen mit. Ob bei den Denksportaufgaben, mit denen uns Isolde und Niclaas bedenken, oder auch bei den kleinen Aktionen wie dem Kohlfahrt-Klassiker, dem Teebeutelweitwurf. Ob einzelne Gruppenmitglieder bei der Angabe ihrer geworfenen Distanzen schummeln, lässt sich aus der Ferne nicht nachvollziehen. Darum geht es aber auch gar nicht: An diesem Samstagnachmittag haben wir alle endlich mal wieder etwas Gemeinsames vor, eine Kohltour. Viele Solisten, die doch irgendwie eine große Gruppe sind und über die verschickten Fotos an der Wanderung der anderen teilhaben.
Und zu Ende ist die Kohltour ja noch lange nicht: Zuhause kommen Kohl, Pinkel & Co. auf den Tisch. Okay, diesmal selbst gekocht. Aber nicht minder lecker. Und wenn der Jugendleiter dann zusammen mit seiner Frau im Wohnzimmer einen Ehrentanz aufs Parkett legt, ist das irgendwie doch wie bei einer ganz normalen Kohltour.
Fast jedenfalls.
Ein Text von REGINE SULING-WILLIGES